Samstag, 16. Oktober 2010

Centro Antú / Paicabí - Meine Praktikum

Hier nun ein kleiner Einblick in mein Praktikum in Chile:

Meine Einrichtung trägt den Namen Centro Antú ("antú" mapuche für "Sonne") und befindet sich in Valparaíso im Cerro Monjas. Die ONG (Nichtregierungsorganisation) Paicabí (mapuche in etwa "gemeinsam den Weg gehen") hat dieses Zentrum 2004 eingerichtet um Kinder und Jugendlichen Hilfe anzubieten die Opfer von kommerziell sexualler Ausbeutung wurden (Kommerziell sexuelle Ausbeutung von Kindern KsAK, in folgenden: ESCI, spanisch "Explotación sexual commercial infantil").

ONG Paicabí wurde im Jahr 1996 gegründet um gegen verschiedene Aspekte von Missbrauch an Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken. So decken mittlerweile zehn Zentren in der Region Valparaíso und drei Zentren in der Region Coquimbo Themen wie Kindes-missbrauch und -misshandlung, Jugendliche Agressoren (jovenes agresores) und ESCI ab. Finanziert wird dies durch das Programm SENAME (Servicio Nacional de Menores - etwa "nationaler Service für Minderjährige") der Regierung Chiles. Zentrales Thema und Grundgedanke für Paicabí war und ist die UN-Kinderrechtskonvention und findet sich immer wieder in den Interventionsmodellen der Zentren. 


Nun zum heiklen Thema Kommerziell sexuelle Ausbeutung von Kindern:
Das Thema oder Phänomen ESCI lässt sich in vier Bereiche aufteilen:  
  1. Kinderprostitution
  2. Sextourismus
  3. Herstellung, Speicherung und Verbreitung von Kinderpornographie
  4. Handel und Austausch von Kindern und Jugendlichen mit dem Ziel der Ausbeutung
Das Phänomen ist keinesfalls ein Neues, Kinderprostitution sowie Kinderhandel finden bereits seit Jahrhunderte statt. Das Thema wurde jedoch in den vergangenen 20 bis 30 Jahren immer größer und komplexer. Insbesonders Kinderpornographie und Sextourismus wuchsen in den den vergangenen Jahren dramatisch an. So war es nötig über die einzelnen Aspekte ein Hauptbegriff zu setzten: ESCI.
Gründe für den Ansieg von ESCI:
  • Erleichterung im Datenaustausch von Kinderpornographie auf internationaler Ebene durch das WWW
  • Anstieg des Wohlstandsgefälles
  • Verwaisung durch HIV/Aids, Kriege, etc.
  • Angst vor HIV durch "unreine" Prostituierte von Seiten der Freier und dadruch die Nachfrage nach immer jüngeren Prostituierten
  • Wunsch von Kindern und Jugendlichen Teil der Konsumgesellschaft zu sein und sich dafür zu verkaufen
  • Anstieg der Nachfrage nach Prostitution durch Internationale Friedenstruppen, wie z.B. in den Philippinen, Vietnam, Kosovo etc.
  •  uvm.

Nach Schätzung der UNICEF sind weltweit über 2 Millionen Kinder und Jugendliche Opfer von ESCI.Dieses Phänomen stellt die wohl schlimmste Form von Zwangsarbeit dar.


Auch wenn vorallem ostasiatische und südafrikanische Länder durch besonders hohe Zahlen von Opfern von ESCI auffallen ist das Phänomen keinesfalls nur ein Problem von Entwicklungs- bzw. Schwellenländern, ESCI findet genauso in Europa statt, jedoch gehen Länder wie die Philippinen oder Chile durch Gesetzte und Interventionsmodelle bereits seit Jahren deutlich aggresiver und professioneller gegen das Problem vor.


Da auf internationaler Ebene ESCI als Form von Zwangsarbeit aufgefasst, ist sie ein Thema Internationalen Arbeiterorganisation (ILO). Von dieser Auffassung distanziert sich ONG Paicabí, da es sich hierbei um eine der schlimmsten Menschen- und Kinderrechtsverletzungen geht. Dennoch ist dies für das Verständnis wichtig. So fande auf Anregung der ECPAT (End Child Prostitution Child Pornography and Trafficing of Children for Sexual Purposes, eine internationale Kinderrechtsorganisation mit Sitz in Bangkok, Thailand) im Jahr 1996 in Schweden der erste Weltkongress gegen das Thema ESCI statt. Im Jahr 2000 wurde dann das Übereinkommen Nr. 182 der ILO verabschiedet, wonach sich alle Mitgliedstaaten verpflichten gegen die schlimmsten Formen von Kinderarbeit und Kindesmissbrauch vorzugehen. Im Jahr 2001 fand der zweite Weltkongress gegen ESCI statt, bei dem bisherige Ziele und Erfolge sowie neue Vorgehen besporchen wurden. 

Zum weiterlesen empfehle ich:



Soweit eine kleine Einführung von mir, das Thema ist sehr komplex und bedarf einer langen Einarbeitung. In naher Zukunft folgt Erläuterung der Arbeit im Centro Antú sowie meiner Aufgaben.

1 Kommentar:

  1. Jetzt nach dem Unglück der Bergarbeiter in Chile, interessiert es mich brennend, auch einmal dieses Land zu besuchen. Eine Freundin von mir, die ich in den USA kennen lernen durfte, stammt aus Chile. Sie war auch schon einmal als Austauschschülerin in Deutschland.

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